RWE zwischen Pokalfrust und Stolz "Können mit Selbstvertrauen in die Liga zurückkehren"

Das knappe Pokal-Aus gegen den BVB schmerzt, aber der Auftritt selbst gibt Rot-Weiss Essen viel Selbstvertrauen. Das will die Mannschaft jetzt in der Liga nutzen.
So mancher bei Rot-Weiss Essen dürfte am Tag nach dem Pokal-Aus mit einem Gefühl aufgewacht sein, das er nicht so richtig deuten konnte. Einerseits hat man Borussia Dortmund über 90 Minuten einen harten Kampf geliefert und ist dem gestandenen Bundesligisten auf Augenhöhe begegnet. Auf der anderen Seite aber steht die 0:1-Niederlage, obwohl man selbst sogar die beste Torchance des Abends hatte.
Nach Abpfiff lief die Mannschaft an der Hafenstraße wohl eine ihrer traurigsten Ehrenrunden. "Im ersten Augenblick ist es schmerzhaft und enttäuschend, aber mit ein, zwei Tagen Abstand wird man auch stolz sein", beschrieb Klaus Gjasula seine Gefühlswelt.
Noch Minuten nach dem Abpfiff bewegte sich auch Trainer Uwe Koschinat immer wieder kopfschüttelnd über den Platz. Am Ende sprach er von einem gelungenen Abend mit Ausnahme des Ergebnisses. "Wenn ich das als Drittligist sage nach einem Spiel gegen eine Topmannschaft Europas, dann sagt das auch einiges über unsere Leistung aus."
Koschinat: "Haben den Dortmundern Bauchschmerzen bereitet"
Zwar hatten die Gäste wie erwartet deutlich mehr Ballbesitz. Aber bis auf eine relativ dominante Anfangsphase wusste die Borussia damit nicht viel anzufangen und brachte das Tor von Jakob Golz selten in Gefahr. "Wir haben es kompakt gut und sehr diszipliniert gemacht", lobte der Keeper. Von Halbchancen sprach BVB-Coach Niko Kovac, die Essen "sehr gut wegverteidigt" habe. Zudem konnte RWE hauptsächlich in der ersten Halbzeit immer wieder Nadelstiche in Form schneller Konter setzen. "Hinter den letzten Linien haben wir den Dortmundern schon ein paar Bauchschmerzen bereitet", stellte Koschinat zufrieden fest.
Die größte Chance des Abends hatte Ramien Safi, der kurz vor dem Pausenpfiff frei vor dem Dortmunder Tor am starken Gregor Kobel gescheitert war. Eine Szene, die anschließend Gesprächsstoff war und ihn selbst noch länger beschäftigen dürfte. Von den Mitspielern aber gab es keinen Vorwurf, sondern aufmunternde Worte. "Safi hat schon viele gute Momente für uns gehabt. Das war bitter, aber er wird in genügend anderen Situationen seine Tore machen", erklärte Jakob Golz. Auch Routinier Klaus Gjasula hakte die Szene nach Abpfiff schnell ab: "Das gehört zum Fußball dazu. Jeder Spieler hat Chancen, die er nicht macht."
Womit die Essener schon mehr haderten, war elf Minuten vor Spielende diese eine Aktion des BVB, die zur Entscheidung führte. Serhou Guirassy demonstrierte seine Weltklasse, nahm den Ball mit dem Rücken zum Tor an, legte ihn sich auf den rechten Fuß und schloss flach genau ins lange Eck ab.
RWE will Liga-Partie in Wiesbaden mit breiter Brust angehen
"Guirassy hat den Unterschied ausgemacht, eine unfassbare Bewegung, ein herausragender Abschluss", kommentierte RWE-Trainer Uwe Koschinat mit Anerkennung und Frust zugleich. Zu gerne hätte er sich und seine Mannschaft zumindest in der Verlängerung gesehen, die schon so nah war.
Gefeiert wurde RWE aber auch ohne Sieg von seinen Fans, die dem "Tollhaus Hafenstraße" an diesem Abend alle Ehre machten. "Die Stimmung war unglaublich, es hat gebrannt, ein richtig geiles Feeling", schwärmte Klaus Gjasula. Bereits in der nächsten Woche wartet auf RWE die erste Runde im Niederrheinpokal, gegen Solingen. "Unser Anspruch ist es, den Pokal wieder zu holen, wir werden alles daransetzen", kündigt Mittelfeldspieler Gjasula schon mal an.
Zuvor geht es aber schon am Freitag für Rot-Weiss Essen beim SV Wehen Wiesbaden weiter in der Liga. Geht es nach Jakob Golz, wird die Mannschaft dann mit breiter Brust auflaufen. "Wir können mit viel Selbstvertrauen in die Liga zurückkehren. Dass wir absolut mithalten konnten, das kann man auf jeden Fall mitnehmen", ist der Torhüter überzeugt.
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- Pressekonferenz nach der Partie