Premiere von Kreator-Doku in der Lichtburg Thrash-Metal aus Altenessen erobert die Kinoleinwand

In einer neuen Dokumentation wird die Essener Thrash-Metal-Band Kreator auf Welttournee begleitet. Zwischen Altenessen und internationalen Bühnen beleuchtet der Film die Reise der Band.
1.250 Karten waren schon weit im Vorfeld verkauft worden, und nach der Premiere waren sich Kenner und Freunde der Band einig: Dieser dokumentarische "Hate & Hope"-Film von Regisseurin Cordula Kalbitz-Post gehört zu den besten Musikfilm-Dokus in der laufenden Dekade.
Über ein Jahr hat die Regisseurin die Band auf Konzertreise begleitet: zum Wacken Open Air, nach Tokio und Osaka, nach Los Angeles oder einfach in ihren Proberaum nach Altenessen, wo die Band seit 1987 probt. Aus unzähligen Stunden Rohmaterial hat Cutterin Mechthild Barth eine Doku geschliffen, die wie ein Spannungsbogen aus dem Lehrbuch funktioniert: Es ist eine kontinuierliche Expedition durch Zeit und Raum, die sich sehr sensibel durch Stimmungen und atmosphärische Momente bewegt. Die Mischung stimmt – wuchtige Live-Momente wechseln sich mit privaten Einblicken ab.
Als sie im Hochsommer am Rhein-Herne-Kanal stehen, sagt Schlagzeuger Ventor: "Das hier war früher unser Freibad!" Und Bandroadie Peppi Dominik nutzt sofort die Gunst des Augenblicks und springt hinein. Dazwischen werden Momente ihrer ersten US-Tour an der Seite der kanadischen Band Voivod geschnitten – oder man sieht den ehemaligen Kreator-Bassisten Andreas "Herzi" Herz, der im November 2023 verstorben ist, auf der 1993er-US-Tour beim Soundcheck. "In Summe bin auch ich froh, dass ich das alles überlebt habe", sagt der heute 59-jährige Drummer Jürgen "Ventor" Reil.
Klare Kante und derbe Sounds
"Es gibt kaum eine zweite Thrash-Metal-Band, die auf diesem Niveau tourt – und das überall auf der Welt", sagt Musiker-Kollege Scott Ian von Anthrax. Und andere Kollegen stimmen auch ein Hohelied auf Kreator ein: Bela B. von Die Ärzte lobt das Engagement, dass die Band sich schon in den 1980er-Jahren gegen rechte Strömungen positioniert hat – und das bis heute tut. "Die Stimmung in unserem Land ist gerade schlecht, aber ich verstehe überhaupt nicht, dass man eine menschenverachtende Partei wie die AfD deswegen wählt." Ohne Umschweife sagt Mille als Bandleader das, was ihm auf der Seele liegt. Für die Doku besucht Mille zusammen mit Maik Weichert, dem Sänger von Heaven Shall Burn, die KZ-Gedenkstätte Buchenwald.
Das Beste daran: Dieser Film rutscht nie ins Sentimentale oder Gefühlsduselige ab. Kein Kitsch, keine plumpen Rockstar-Klischees und keine ungeschickten Inszenierungen. Stattdessen begleitet die Kamera die Band mit so viel Feingefühl, dass man fast vergisst, dass sie überhaupt da ist. So entstehen viele lebensnahe Momente, die ungefiltert und berührend wirken: etwa, wenn Drummer Ventor es strikt ablehnt, eine angeblich übel riechende Bar in Tokio zu betreten.
Oder Bassist Frédéric bei einem Gang mit der Band durch L.A. ironisch bemerkt: "So wie wir hier herlaufen, könnten die Leute fast denken, wir seien eine Rockband." Besonders köstlich ist es, als Mille gemeinsam mit Schauspieler Lars Eidinger im Edelrestaurant von Starkoch Nelson Müller in Essen-Rüttenscheid landet. Beide sind dann von der veganen Haute Cuisine eher überrollt als kulinarisch verführt. "Wenn der Kellner minutenlang über ein Karotten-Tartar referiert, fühlt sich das für mich wie eine ironische Performance an – wie so ein klassischer 'Hurz'-Moment", bemerkt Eidinger im Film trocken.
Ein audiovisueller Adrenalinschub
Selbst bei ernsten Themen oder während der zähen Warterei vor dem Auftritt bleibt der Humor nicht auf der Strecke. Leadgitarrist Sami Yli-Sirniö, gebürtiger Helsinkier, mit einer Zwischenstation in der Dortmunder Nordstadt, bekommt von Ventor den Auftrag, mal einen typisch ruhrpottmäßigen Spruch rauszuhauen – woraufhin er trocken kontert: "Juckt die Fresse, oder watt?" Keine Frage: "Hate & Hope" nimmt das Publikum volle 110 Minuten lang mit auf eine emotionale Achterbahnfahrt und liefert allerbeste Kinounterhaltung: bildgewaltig, humorvoll, energiegeladen und ausgestattet mit absolut brillantem Sound. Regisseurin Kalbitz-Post zeigte sich nach der Premiere überglücklich und rundum zufrieden mit der gesamten Produktion. Am 4. September läuft der Film bundesweit in 70 Kinos an.
- Reporter vor Ort

